Ich sitze friedlich in meinem Büro und frage mich, wie ich es anstelle, endlich Ordnung zu schaffen. Das ist auch deshalb nicht so einfach, weil ich Überflüssiges nicht einfach wegwerfen kann. Gut, empfindliche Papiere mit persönlichen Daten kann ich häckseln, auch, wenn es viel ist. Aber was mache ich mit den persönlichen Sachen unserer verstorbenen Bewohner? Es stapeln sich Kisten, Taschen und Mappen mit persönlichen Erinnerungen, Pässen, Fotos und Dokumenten von Menschen, die seit Jahren tot sind. Kein Angehöriger wollte sie haben. Jetzt habe ich sie. Nun gut – eine Kiste für die Flohmarktsachen, Papiere gleich in den Shredder, Schnipsel in den Sack. Zwischendurch nachdenkliche Momente. Was blieb von den Menschen übrig, die ich zeitweise begleitete? Manche jahrelang. Ein Anruf unserer „Supervisora“ der Pflegekräfte bringt Abwechslung. „Chef, unser Computer spinnt! Wohl ein Virus!“ Na Klasse, noch einer! Chef geht rüber und schaut sich die Sache an. Das Notebook lässt sich anschalten, nimmt aber das Passwort nicht an, lässt niemanden rein. Das sieht aber nicht nach Virus aus. Im Gegenteil! Neben dem Notebook steht eine Sprühflasche mit Desinfektionsmittel. Frage in die Runde „Habt Ihr die Tastatur desinfiziert?“ „Ja!“ „Gesprüht?“ „Nein, wo denken Sie hin? Natürlich nur mit dem Lappen, ganz vorsichtig.“ Wie auch immer, ich probiere, ob die Tasten funktionieren. Siehe da, das Passwort ist immer wieder falsch, weil das „l“ nicht anschlägt. Auch andere Tasten sind tot. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Immerhin ist das Notebook virenfrei – innen und außen. Kann man mit Reinigungskräften schimpfen, die ihren Hygieneauftrag ernst nehmen? Trotzdem muss das Ding laufen. Es sind die medizinischen Daten drin, die Temperaturen jedes Bewohners, die jetzt täglich mehrmals erfasst werden, Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Flüssigkeitsaufnahme usw. Klar, es gibt eine tägliche Datensicherung, ein neuer Computer ist schnell gekauft, oder? Selbst das wird schwierig. Das baugleiche Notebook hat der Buchhalter jetzt mit nach Hause genommen, Homeoffice. Hatten wir nicht noch eine alte externe Tastatur, die wir anschließen können? Chef findet eine und – zack – Computer erkennt Passwort und weiter geht es. Am nächsten Tag ruft die Enfermera, die Krankenschwester, an. „Chef, der Computer spinnt!“ Chef schaut sich die Sache an. Computer ist unendlich langsam. Eine einzige Eingabe in eine Excel-Tabelle dauert Minuten. Also erst einmal die üblichen Windows Reinigungsarbeiten – ich weiß, warum ich mit MAC arbeite. Hilft etwas, aber nur wenig. Flüssigkeit macht bei der Tastatur nicht Halt! Chef kopiert sehr mühsam stundenlang die Arbeitsdateien. Die Mädels müssen jetzt „zu Fuß“ weitermachen. Später können wir nachtragen. Der Nachmittag gehört der Suche nach einem neuen Computer. Bei Amazon nichts Passendes zu finden. Unbestimmte Lieferzeiten. Bei Mediamarkt werde ich online fündig. Die Geschäfte sind ja geschlossen. Morgen soll er kommen. MRW bestätigt den Termin. 3 Werktage, nicht schlecht in dieser Lage. Schaun wir mal! Dann wird installiert, eingerichtet, nachgetragen.