Wut und Trauer

Pflegekräfte sind einiges gewöhnt. Sie begleiten Menschen in sehr schwierigen Lebensphasen, mit schweren Leiden, meistens bis zum Tod. Das ist sehr belastend, kann aber auch sehr befriedigend sein, wenn man den Menschen helfen, ihre Leiden lindern und ihnen eine optimale Lebensqualität ermöglichen kann. Wenn gleich mehrere erfahrene Pflegekräfte in Tränen ausbrechen, dann muss es schon sehr schlimm kommen.  Was war passiert? Ein alter Herr, über 90, war von seiner Familie aus einem „Pflegeheim“ geholt worden, weil man mit seiner Versorgung nicht zufrieden war. Er wurde zunächst in ein Krankenhaus gebracht, um seinen lebensbedrohlichen Zustand zu stabilisieren.  Dort empfahl man die weitere Pflege in Solvida. Der Umzug musste mehrfach verschoben werden, weil der Allgemeinzustand so schlecht war. Unterernährt, dehydriert, wund. Als er schließlich in Solvida eintraf, war das Pflegepersonal erschüttert. Die Füße waren nicht nur an den Fersen wundgelegen, wie es bei schlechter Pflege nicht selten ist, sondern die Haut und das Fleisch oberhalb der Knöchel waren durch die Fesseln, mit denen er an das Bett fixiert worden war, so weit aufgescheuert, dass die Sehnen frei lagen. Eine Zeitlang war es fraglich, ob die Füße gerettet werden können oder zur Lebensrettung amputiert werden müssten. Besonders schlimm war es, zu erleben, wie er wimmernd versuchte, sich in die äußerste Ecke seines Bettes zu verkriechen, wenn jemand den Raum betrat. Ganz offensichtlich hatte er Angst vor Pflegekräften. Er musste wirklich schlimme Erfahrungen gemacht haben. Diese Situation hat unsere Pflegekräfte tatsächlich an die Grenzen gebracht.

Inzwischen sind einige Monate vergangen. Dem Herrn geht es deutlich besser. Die Wunden sind weitgehend verheilt, selbst die Füße machen große Fortschritte. Man kann ihm sogar schon in den Rollstuhl helfen und ihn mit in den SolvidaClub nehmen, wo er andere Menschen trifft und am gemeinsamen Leben teilnehmen kann. Wir wissen nicht, was die Familie oder die Ärzte wegen der verbrecherischen Vorgänge unternommen haben, die zu dem erbärmlichen Zustand geführt haben. Unsere Aufgabe war und ist es, dem Herrn ein würdiges Leben zu ermöglichen und seine verbleibende Zeit so lebenswert wie möglich zu machen. Das ist eine schöne Aufgabe.