Ein Tag im Krankenhaus

Heute einmal nicht in eigener Sache. Es geht um Erlebnisse eines Patienten mit dem öffentlichen Gesundheitssystem in Spanien und insbesondere dem Hospital Marina Salud in Denia/La Xara. Der Patient, Karl Heinz Brass, will eine Lanze brechen für die Menschen, die in höchster Not für ihn da waren und damit auch der teils ungerechten Kritik am spanischen Gesundheitssystem aus erlebter Erfahrung etwas entgegensetzen. Er hat mich gebeten, ihn durch Verbreitung seines Berichts zu unterstützen, was ich sehr gern tue. 

 

Zum Verständnis dieser Aktion ist es hilfreich, etwas über Herrn Brass zu erfahren:

 

Wir hatten unsere erste Begegnung 2007 bei einer Veranstaltung der Literaturfreunde in Denia. Herr Brass stellte sein Buch „Weiter, immer weiter“ vor. Es schildert seine Erlebnisse auf dem Jakobsweg, den er unbedingt, trotz seiner Parkinson-Erkrankung, bewältigen musste. Sein Motto „Lasst uns aufhören, über das zu jammern, was nicht mehr geht, sondern mit das mit Freude tun, was noch möglich ist“, sein Enthusiasmus, seine Erlebnisse, die unbändige Freude und der Stolz, das Ziel erreicht zu haben, beeindruckten mich sehr. Er ging den Weg trotz nachlassender Gesundheit Jahre später ein weiteres Mal, schrieb ein weiteres Buch, drehte einen Film und engagierte sich für andere, die den Weg gingen. Er inspirierte und ermutigte Stephanie Heinze und Eva-Maria Wolf, die mit „Pilgern für Parkinson“ eine Aktion für die Hilde Ulrichs Stiftung für Parkinsonforschung sehr erfolgreich umsetzten. Karl Heinz Brass erhielt für sein Engagement den Ehrenpreis der Stiftung. In all den Jahren blieben wir in Kontakt. Als Herr Brass einen Treffpunkt für die von ihm gegründete und jahrelang geleitete Parkinson Selbsthilfegruppe suchte, war Solvida glücklich, dieser Initiative eine Heimat bieten zu können. Vor einigen Monaten verschlechterte sich sein Gesundheitszustand derart, dass er nicht mehr die Kraft aufbringen konnte, die Gruppe zu leiten und zusammenzuhalten. Die Gruppe zerfiel und ich war sehr betroffen über die schlimme Entwicklung. Und nun das! Der Mann durchsteht eine lebensbedrohliche Krise. Er kommt durch und hat, sobald die Kraft wieder ausreicht, zuerst den Gedanken, den Menschen ein Denkmal zu setzen, die ihm geholfen haben. 

 

Wenn Sie den folgenden unrezensierten Originaltext lesen, denken Sie bitte daran, dass hier ein schwerkranker Mann schreibt, der immer wieder all seine Kraft zusammennimmt, um den Menschen zu nützen und positive Impulse zu setzen.

 

 

Krankenhausbericht des Patienten Karl Heinz Brass , wohnhaft  in orba / Alicante, über einen ungewöhnlichen besuch

im kreiskrankenhaus Denia.

 

Heute ist der 4. Juni 2019, ein Montag eigentlich nichts besonderes. Jedoch solle sich diese , ein wenig blauäugig gemachte Einschätzung sehr bald ändern . Brigitte und ich hatten einen Termin mit Dr. b. In unserem Centro Salud

in Orba . Das Gespräch mit dem allgemeinmediziner war sehr freundlich. Er hörte interessiert zu als ich ihm meine probleme schilderte.. nach einer gründlichen Untersuchung nahmen wir wieder an seinem Schreibtisch platz. Mir fiel auf dass sich seine bisherige , entspannte gesichtsmimik in einen angespannten Gesichtsausdruck verändert hatte.

ich ahnte nichts gutes, fragte aber tapfer nach der Diagnose.

die antwort kam zögerlich ohne eine genauere Diagnose.

 

" KARL , ich muss sie ins krankenhaus nach Denia überweisen  "........... es folgte ein längeres schweigen.....

brigitte schaute mich an und ihr sonst immer vorhandenes lächeln wirkte sehr gequält..

ich versuchte den gesprächsfaden wieder in Gang zu bringen und fragte nach möglichen einweisungsterminen.

" KARL , der Termin ist heute ......jetzt. ....sofort ...... ". Der Junge Arzt ließ keinen Zweifel offen und machte uns klar, dass wir schon angekündigt  wären.  Er reagierte noch mir einigen Gesten der bedauerung , wünschte noch alles gute,

die " Visite " war beendet.

 

mein alptraum wurde war, Ich musste ins Krankenhaus in ein spanisches hospital.

was hatte ich in den mittlerweile fast 25 Jahren meines aufenthaltes auf der iberischen Halbinsel schon an negativen Nachrichten über die Leistungsfähigkeit des spanischen Gesundheitswesens gehört. Von der allgemeinen Unzufriedenheit der Patienten, über berechtigte oder unberechtigte ernsthafte Beschwerden bis horrorgeschichten die man normalerweise mit einem Lächeln abtut obwohl an solchen Geschichten meistens ein Stückchen  dran ist.

im Centro salud von Orba drückte man uns noch einen stück Papier in die Hand, es war wohl so eine Art Eintrittskarte für das das spital ohne zu vergessen uns klarzumachen machen, " denn direkten Weg ins krankenhaus "  zu nehmen. Ein Blick auf die Uhr bestätigte mir, dass brigitte und ich sich nicht in der fantasievollen Theaterwelt von " moliers eingebildeten kranken " befanden, sondern mitten im Leben an der Costa Blanca.

 

es war inzwischen 13.20 Uhr geworden.

 

die kurze Strecke mit dem Auto legten wir in wenigen Minuten nahezu schweigend  zurück.. jeder von uns beiden war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

 

um 13.44 Uhr betraten wir die NOTAUFNAHME.  Wir hatten nichts dabei außer den Klamotten die wir am eigenen Körper trugen und die wenigen Habseligkeiten die sich im allgemeinen in den unergründlichen tiefen einer Damenhandtasche gefanden.

brigitte hatte inzwischen ihre Fassung wiedergewonnen und suche nach einer Anlaufstelle. Eine mehrsprachig ausgebildete freundlche Dame bot ihre Hilfe an, regelte die aufnahmeregularien. Meine liebste erhielt einen laufzettel.

aus Karl Heinz Brass wurde in nur weniger als 4 Minuten der patient JC 315. man bat uns in einem kleinen Warteraum platz zu nehmen und versprach, sich bald wieder zu melden. Aber wer das spanische Vokabular ein wenig kennt der weiß,

das die Zeitangabe   B a l d  vieles bedeuten kann.  Es fiel mir ein, dass man ja  auch den Mitarbeitern des krankenbetriebes ein angemessene Mittagspause gewährt werden muss. Meine nervösität stieg ständig weiter an, es ging mir zunehmend schlechter. Ich fiel in einen kurzen" depressionsschlaf und dämmerte einer anderen Welt entgegen.

ich glaubte schon dort angekommen zu sein als ich eine angenehme Stimme meinen Namen. " K A R L " rufen hörte .

ich setzte mich aufrecht und schaute in das sympathische Gesicht einer Krankenschwester die uns zum nächten

behandlungszimmer bringen sollte. Ich könnte es nicht glauben, keine unpersönliche Anzeigetafel die als besondere Zugabe einen " rufton " abgab um den  Patienten " in die Gänge  zu bringen " auch kein altersschwacher Lautsprecher mit membranschäden....NEIN.  Ein menschliches Wesen.  Es waren gerade einmal 10 Minuten die wir warten mussten.

 

Die nun folgende blutabnahme wurde durch eine Ärztin durchgeführt. Sie arbeitete konzentriert, kein Stress, es blieb sogar Zeit für einen kurzen plausch.

 

ich möchte dem Leser die Mühe ersparen über jede der zahlreichen Stationen im Detail zu berichten.

u.a. würden 3 Röntgenbildern gemacht, mit Ultraschall gearbeitet, ein ekg- gefertigt ,also " das volle Programm.

zum abschluss folgte ein persönliches , informatives Gespräch mit dem behandelnden, leitenden Arzt. Er klärte mich auch über die  nunmehr notwendigen med. Maßnahmen auf. Auch die notwendigen Laborwerte sowie die Bewertungen von Ultraschall, röntgen und ekg. Lagen bereits vor.

 

bei allen an diesem wichtigen Prozess Beteiligten Mitarbeitern hatte ich das Gefühl als ein patient mit Menschlichkeit und Respekt behandelt zu werden.

 

es war nun 17.30 Uhr geworden. In den vergangenen knapp 4 std. wurde ohne lange Wartezeiten für den patienten ein professionelles untersuchungsprogramm von qualifiziertem Personal, incl. 2 Dolmetscher (falls erforderlich)  durchgeführt.

 

Doch dies sollte es für den Tag noch nicht gewesen sein.

 

im Gespräch mit dem spanischen, äußerst freundlichen Arzt eröffnete mir das eine Operation notwendig ist.  Auf meine bange Frage wie und wann bekam ich eine ehrliche Antwort. " wir werden diese op noch heute durchführen...."

 

Ein SCHOCK für mich und auch für Brigitte. Sie hatte mich in den letzten Stunden begleitet.

 

Aber es blieb keine Zeit zum jammern, ich mache es wieder kurz.

 

Nach Beendigung der notwendigen op Maßnahmen lag ich um 20.00 Uhr auf dem op-Tisch, wachte gegen 22.30 Uhr wieder aus der Vollnarkose auf und wurde gegen 23.oo Uhr auf ein vorbereitetes Zimmer gebracht wo Brigitte schon ungeduldig gewartet hatte. Man hätte sie zwischendurch immer auf dem aktuellen Stand der Dinge gehalten. Ich hatte noch mitbekommen dass im Krankenzimer eine sep. Schlafcouch vorhanden war sodaß wir gemeinsam die folgende Nacht verbringen konnten.

2 Nachtschwestern waren stets zur Verfügung und sorgten für eine ruhige Nachtruhe.

 

dann die große Überraschung:

 

gegen 7.45 Uhr am kommenden erschien der leitende Arzt zu einer Visite, ohne großes Gefolge in weißen kitteln und ohne sonstigen Pomp aber mit einem strahlenden Lächeln. Er wußte was unsere Fragen waren und erlöste uns mit seine worten

 

 

               ". Es ist alles in ordnung, die op war erfolgreich, keine bösartigen Gewebe . Sie

                   

Können jetzt nach Hause gehen, aber nicht bevor sie das Frühstück von uns bekommen haben "

 

Brigitte und ich nahmen uns in die Arme und genossen diesen einmaligen Moment. Es hat bestimmt zu diesem Zeitpunkt keine 2 Menschen auf dieser Welt gegeben die so glücklich waren wie wir beide.

 

 

 

                   

Damit ich es nicht vergesse....  ich bin mitglied der nationalen spanischen Krankenversicherung und KEIN PRIVATPATIENT 

 

 

gestatten Sie mir zum Schluss einige persönliche Worte.  Warum mache ich mir die Mühe und schreibe Ihnen diese Zeilen?  die schlechten Nachrichten die uns täglich über die modernen Kommunikationsmittel erreichen finden immer ihre Interessenten. Gute Nachrichten finden kaum bzw. Nicht die Aufmerksamkeit die sie verdient hätten.

Ich möchte nur sehr gerne und mit voller Überzeugung das vor wenigen Tagen selbst erlebte, positive geschehene in das bewußtsein meiner Mitmenschen weitergeben. Es soll den Menschen als ein aufrichtiges DANKESCHÖN gelten die unter schwierigen Bedingungen und schlechter Bezahlung wirklich großartiges leisten.

 

Es ist mir bewusst, dass sich jetzt hunderte oder tausende von Kritikern erheben und über Fälle berichten die nicht so gut gelaufen sind wie von mir geschildert. Aber ich bitte auch diese Mitbürger einfach mal nach vorne zu schauen, eine 5 gerade sein zu lassen und sich einfach über solche Menschen freuen und unsere verdiente Anerkennung auch einmal von außen zu spüren bekommen. Danke !